Ein ganz besonderer Gast




Es begann Ende Oktober 2018 mit einer kurzen Meldung in der hiesigen Regionalzeitung Sunnmørsposten: Der Konzertveranstalter Momentium, der auf der Insel Giske beheimatet ist und hinter den meisten Groβveranstaltungen im Raum Ålesund steht, kündigte ein groβes Konzert an. Da Momentium mittlerweile schon Stars wie Elton John, Bryan Adams, Sting oder A-Ha ins kleine Ålesund lockte, konnte man tatsächlich von etwas Besonderem ausgehen.

Die beiden Chefs von Momentium vor dem Konzert

Und so kam es dann auch: Mark Knopfler, Mr. Dire Straits höchstpersönlich kündigte sich füf den 06. Juni in der Ålesunder Sparebanken Møre Arena an. Ein echter Kracher also und das umso mehr, weil es wohl die letzte groβe Tournee dieses “Sultans of Swing” sein sollte. Stadt und Umland waren begeistert und es war klar, dass am Morgen des 01. Novembers 2018, dem offiziellen Start des Kartenvorverkaufs, viele Musikfans an ihren Computern saβen, um sich die begehrten Tickets zu sichern. Und es kam, wie es kommen muβte: Die Internetseite der Momentium-eigenen Ticketplattform «Tikkio» wurde dem Ansturm nicht gerecht und das Chaos brach aus. Nach knapp 15 Minuten hieβ es: «Leider ausverkauft». 8.500 Eintrittskarten waren vergriffen und diejenigen, die leer ausgingen beschwerten sich wo sie nur konnten über die ihnen widerfahrene Ungerechtigkeit.

Die Monate gingen ins Land und dann war er plötzlich da, der 07. Juni 2019. Schon in den Tagen zuvor wurde fieberhaft spekuliert, wieviele der alten Dire Straits Stücke Knopfler wohl mit im Gepäck hat und vor allem Welche? Um 18 Uhr wurde die Halle dann endlich geöffnet und da es keine nummerierten Plätze gab, waren auch viele der Besucher sehr früh dort. Mein Nachbar Tarjei und ich selbst gehörten auch zu den Frühen und während die sich die meisten um die wenigen Tribünplätze bemühten, steuerten wir zielsicher die bühnennahen Stehplätze an.

Mark Knopfler mit seiner Fender Stratocaster

Menschen allen Alters standen um uns herum. Wir selbst verteidigten unseren hervorragenden Platz bis zu Konzertbeginn und es stellte ich schnell heraus, dass uns diese Platzwahl zu einem besonderen Konzerterlebnis verhelfen sollte. Knopfler selbst verweilte mitsamt seiner insgesamt 10-köpfigen Band bereits seit den Mittagsstunden in Ålesund. Wie er in einem Interview zu erkennen gab, kannte er Ålesund bereits von einem vorhergehenden Besuch, der aber schon viele Jahre zurück lag. Auch für einige Miglieder der Begleitband war es nicht der erste Aufenthalt in der Jugendstilstadt.

Für die Mannschaft von Momentium war dieses Konzert nicht nur wegen des Künstlers eine Besonderheit, kam doch erstmals eine neuartige Soundtechnik zum Einsatz. Die Akkustik folgte den Bewegungen von Mark Knopfler auf der Bühne, so dass sich den Zuschauern ein vom Bühnenstandort des Künstlers abhängiges Soundbild bot.

Pünktlich um 20 Uhr ging es dann los: “Why aye man” setzte sofort eine Duftmarke. Der typische Nordengland-Sound und die satt gespielten Les Paul Gitarre lieβen keine Zweifel, dass Knopfler auch mit fast 70 Jahren noch zu den Besten seiner Zunft gehört. Und schon in diesen ersten Minuten zeigte sich eindrucksvoll, dass Knopfler nicht beabsichtigte, den Alleinunterhalter zu geben. Die Begleitband um Mark Knopflers langjährigem Weggefährten Guy Fletcher harmonierte nicht nur herausragend, sie bekam auch immer wieder Gelegenheit, aus dem Schatten des Meisters herauszutreten.

Guy Fletcher

Corned Beef City” folgte. Mit dem recht rockigen Song aus dem Jahr 2012 zog das Tempo noch ein wenig an. Vor allem Pianist Jim Cox konnte hier sein Können erstmals unter Beweis stellen. Bei “Sailing to Philadelphia” eines der ersten Stücke aus Knopflers Solo/Karriere kam dann erstmals die berühmte Rot-weiβe Fender Stratocaster Gitarre zum Einsatz. Und dann wurde es auch Zeit für den ersten Dire Straits Klassiker. «Once Upon a Time in the West» bildete der Auftakt von insgesamt 5 Dire Straits Songs, die in Ålesund gespielt wurden.

Leider gab es doch eine nicht unerhebliche Anzahl von Zuschauern, denen ein Plausch unter Freunden wichtiger war als der Weltstar auf der Bühne, den es entwickelte sich ein durchaus störender Geräuschpegel, der sogar der Musiker Guy Fletcher nach dem Konzert auf seiner Homepage thematisierte. Wir aber bekamen davon aufgrund unseres Platzes in den vorderen Reihen nur wenig mit. Von daher konnten wir also auch dem weiteren Verlauf des Konzertes einwandfrei folgen.

Nach 90 Minuten und dem Song “Speedway at Nazareth” war dann Schluβ, wobei allen in der Halle klar war, dass hier noch etwas fehlte. Und das wurde dann in den Zugaben nachgeliefert. Und wie. Mit «Money for nothing» gab es einen echten Dire Straits Leckerbissen. Dass der Beginn etwas schief klang, bekamen die meisten Zuschauer vor Begeisterung gar nicht mit. Mit «Brothers in Arms» folgte sogleich der nächste Klassiker, der zudem noch blitzsauber fast gewohnter Live-Überlänge präsentiert wurde. Und auch, wenn Knopfler selbst sich gegen Ende einen Gesangspatzer erlaubte, so bügelte das Publikum diesen problemlos aus.

Es folgte eine kurze Diskussionsrunde auf der Bühne, bei der sich die Band für eine letzte Zugabe entschloss. Mit «Going Home» wurde das passende Abschluβstück eines tollen Konzertzbends geliefert.

Fast auf die Minute um 22 Uhr verlieβen Mark Knopfler und seine Band die Bühne und während sich die Besucher auf den Heimweg machten, ging es für die Band auf dem schnellsten Weg zum Flughafen, denn nach Ålesund standen an den darauffolgenden beiden Tagen noch die Gigs in Bergen und Oslo an.

Mark Knopfler selbst verkündete während seines Konzertes, dass es nun langsam an der Zeit sei, sich so langsam in die Rente zurückzuziehen. Seine Finger seien nicht mehr so beweglich wie früher und er werde ja schlieβlich bald 70 Jahre alt (sein Geburtstag ist der 12. August). Aber von steifen Fingern war am 07. Juni in Ålesund nichts zu hören.

Und hier noch die Setlist des Konzerts:

  1. Why Aye Man
  2. Corned Beef City
  3. Sailing to Philadelphia
  4. Once Upon a Time in the West (Dire Straits)
  5. Romeo and Juliet
  6. My Bacon Roll
  7. Matchstick Man
  8. Done With Bonaparte
  9. Your Latest Trick (Dire Straits)
  10. Postcards from Paraguay
  11. On Every Street
  12. Speedway to Nazareth
  13. Zugabe: Money for Nothing (Dire Straits)
  14. Zugabe: Brothers in Arms (Dire Straits)
  15. Zugabe: Going Home (Dire Straits)

Und hier noch ein Youtube Link von „Money for Nothing in Ålesund“:
Mark Knopler: Money for Nothing, Ålesund

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