Time to say goodbye







Auf der Höhe der Zeit war er nun wirklich nicht mehr, der Godøytunnel. Als Teil des Unterwassertunnelsystems (zu dem auch der Ellingsøy- und der Valderøytunnel gehört), welches die Giske-Kommune mit Ålesund und dem Festland verbindet. 1989 gebaut verbindet der schmale Godøytunnel auf einer Länge von 3.844m die Insel Godøy mit dem Nachbareiland Giske und taucht dabei bis zu einer Tiefe von 153m unter den Meeresspiegel.

Seit der Fertigstellung wurden seither eigentlich nur kleinere Schönheitsreparaturen sowie die allernötigsten Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, so daß der Godøytunnel schon seit geraumer Zeit als nicht mehr zeitgemäß galt. Mehrere tausend Liter Wasser dringen täglich in die Tunnelröhre ein, die im Winter an den Eingängen schon mal zu großen Eiszapfen erstarrtenm die wiederum auf die Fahrbahn zu stürzen drohten. Sicherheitsräume für den Brandfall fehlten gänzlich. Die Beleuchtung war unterdimensioniert und es gab auch nur ein Notruftelefon (auf fast 4 Kilometer Tunnellänge).

Obwohl Norwegen ja bekanntlich nicht zur EU gehört, so waren es dennoch EU-Bestimmungen für die Tunnelsicherheit, die die hiesige Straßenverwaltung «Statens Vegvesen» nun dazu zwang, den Tunnel auf aktuellen Sicherheitsstandard zu modernisieren. Somit wurde der Inselbevölkerung in einer Bürgerversammlung im Frühjahr 2017 so schonend wie möglich beigebracht, dass sie sie ihre Insel auf eine etwas längere Zeitspanne nur recht eingeschränkt erreichen können. Denn gemäß der Planungen sollte die Renovierung fast eineinhalb in Anspruch nehmen. Und in dieser Zeit sollte der Tunnel bis auf einige festgelegte Durchfahrten, bei denen die wartenden Fahrzeugen von einem Begleitfahrzeug im Slalom an den Bauarbeiten vorbeigelotst werden, gesperrt werden.

Um das Verkehrsaufkommen trotzdem so weit wie irgend möglich zu reduzieren, wurde zusätzlich noch eine Personenfähre (Hurtigbåt) eingesetzt, die Godøy gemeinsam sowie die Nachbarinsel Valderøy mit dem Ålesunder Stadtzentrum verband. Der Katamaran mit seiner eigentümlichen Beschriftung («Fjordsightseeing») und der markanten dunkelblauen Lackierung erfreute sich schnell einer großen Beliebtheit, benötigte es doch gerade einmal 13 Minuten bis zur Ankunft am Hurtigbåtkai in Ålesund. Vor allem die zahlreichen Schüler der weiterführenden Schulen am Stadtrand Ålesunds profitierten von perfekt getakteten Anschlußbussen und nicht wenige junge Leute konnten am Wochenende bedenkenlos in der Stadt ein paar Zusatzbierchen trinken, denn das Hurtigbåt fuhr auch in der Nacht.

Vorfreude und auch ein wenig Wehmut mischte sich also am gestrigen Samstag, als das Hurtigbåt einer letzten Runde ablegte. Vorfreude auf das baldige Ende der Tunnelrenovierung und der damit verbundenen freien Fahrt. Wehmut allerdings wegen des Wegfalls der Personenfähre. Zahlreiche Insulaner ließen es sich nicht nehmen, sich von der Mannschaft zu verabschieden und gleichzeitig noch ein letzes mal die landschaftlich schöne Überfahrt zu genießen.

Zur Feier des Tages gab es an Bord Kaffee und Kuchen. Der Bürgermeister bedankte sich nochmals bei der Mannschaft und auch der eigentlich eher wortkarge Kapitän ließ sich zu einer Ansprache überreden. Godøy Brass, das Blasorchester der Insel sorgte für den musikalischen Rahmen, als die «Rygercruise» letztmalig am provisorischen Anleger im Hafen von Valkvæ auf Godøy anlegte.

Ab Sonntag, den 03.02. ist der Godøytunnel nun wieder zeitweise komplett geöffnet. In der restlichen Tageszeit fährt auch weiterhin das Begleitfahrzeug voraus, aber in deutlich höherer Frequenz und vor allem während der gesamten Nacht. Und Ende April wird es dann einen weiteren Festakt geben. Dann nämlich, wenn die die Tunnelarbeiten endgültig abgeschlossen sind.

Dirk, 03.02.

Bilder: Lena, Statens vegvesen

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