Das Norsk Maritimt Kompetansesenter, kurz NMK ist ein eindrucksvolles Gebäude etwas außerhalb des Ålesunder Zentrums. Aufgrund seiner Größe, der gläsernen Fassade und dem modernem Design fällt es schon beim Vorbeifahren auf. Und im Inneren wird man ebenfalls nicht enttäuscht: Weitläufig angelegte Balkone, die nach Innen zu einem ausgedehnten Lichthof zeigen. Eine riesige Kantine gibt es auch und überall befinden sich große Monitore. Insgesamt also eine ziemlich representative Adresse und Grund genug, dass sich namhafte Firmen, u. a. Rolls-Royce, in diesem Komplex eingemietet haben.
Der eigentliche Blickfang im Eingangsbereich ist eine riesige weißlackierte Kugel. Sie hat einen Durchmesser von gut 15 Metern und hängt an vier gut 10 Meter hohen Metallsäulen. Um in dieses fensterlose Monstrum zu gelangen, muss man mit dem Aufzug in die 3. Etage des NMK fahren. Über eine kleine Zugbrücke geht es dann hinein in eine völlig eigene Welt, den innerhalb der Kugel befindet sich Europas größter Offshore Simulator.
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In dem hochmodernen Trainingszentrum können die Kommandobrücken von mehr als 100 Offshore-Schiffen nachgestellt werden. Dadurch können die Crews verschiedenste Operationen und anfallende Arbeiten im voraus simulieren. Auch die Zusammenarbeit der Brückenbesatzung untereinander in Krisenfällen kann perfekt trainiert werden, denn im Handumdrehen lassen sich Tageszeiten oder auch Wetterbedingungen umstellen. Die Umstellung von ruhiger See bis zum Sturm mit Wellenhöhen von bis zu 8 Metern dauert nur wenige Sekunden.
Die Grafik innerhalb der Simulatorkugel ist so echt, dass sogar die eigenen Sinnesorgane getäuscht werden. Denn obwohl sich der Simulator selbst nicht bewegt, wird das «Rollen» des Schiffes, hervorgerufen durch den Wellengang, so perfekt simuliert, dass man sich ein tatsächliche Schwanken schlichtweg einbildet. Kein Wunder eigentlich, denn die Projektionsfläche innerhalb der Kugel hat mit 35Mio Pixel eine deutlich höhere Bildauflösung als ein HD-Fernseher, der es «gerade» einmal auf 2Mio Bildpunkte bringt. Ich habe es an einem Tag der offenen Tür selbst erlebt, dass ich nach dem Verlassen des Simulators dadurch einige Minuten lang Gleichgewichtsprobleme hatte.
Seit der große Simulator Center im Jahre 2012 zusammen mit dem ersten Teil des NMK durch Kronprinz Håkon eröffnet wurde, besuchen mehr als 1.000 Seeleute jedes Jahr den großen Simulator. Zusätzlich gibt es noch einige kleinere Simulatoren, um Kranarbeiten, Verankerungsoperationen, etc. zu trainieren. Ab und an werden auch sehr spezielle Vorkommnisse durchgespielt: Als die Firma Statoil beispielsweise im Jahre 2015 ein sündhaft teures, etwa 300to schweres Gaskompressormodul auf einer fußballfeldgroßen Konstruktion in einer Tiefe von 265 Metern auf dem Meeresgrund des Åsgard-Ölfeldes montieren mußte, fand sich kein Trockendock, welches groß genug war, um diese Operation zu trainieren. Die Mannschaft übte die Montage somit im eigens dafür umprogrammierten Simulator in Ålesund.
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Zahlreiche Persölichkeiten aus Politik und Gesellschaft haben sich ebenfalls bereits am Simulator versucht und dabei nicht zuletzt immer auch das eine oder andere öffentlichkeitswirksame Foto für die Medien entstehen lassen. Jens Stoltenberg, König Harald, Erna Solberg und Kronprinz Håkon sind sicherlich die bekanntesten.
Da Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt ist, wird auch der Simulator weiterentwickelt. So können mittlerweile auch Großcontainerverladung, Plattformverankerung trainiert werden. Und demnächst werden wohl auch Besatzungen von Fischtrawlern in die Kugel nutzen.
Dirk, 29.09.
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