Kopfüber in den Sommer




Es ist das größte Familienfest des Jahres und es zog auch diesmal wieder tausende von Besuchern hinaus auf das kleine Inselchen Giske vor den Toren Ålesunds. Das Sommerfest findet traditionell am Samstag um den Montatswechsel Juni/Juli statt. Die meisten kommen mit dem Auto oder dem Bus, einige aber schippern sogar mit dem Boot von Ålesund hinüber, um am größten «Spleisefest» Norwegens teilzuhaben. «Spleisefest»? Mal wieder so ein typisch Norwegischer Begriff. Es geht hierbei darum, dass jeder Besucher etwas zum Gelingen des Festes beiträgt. Entweder als freiwillige Arbeitskraft oder durch die Zahlung eines freiwilligen Obulus. Jeder entscheidet dabei selbst, was er dem Veranstalter an Eintritt zahlt. Einige zahlen nichts, im Durchschnitt jedoch ist dem Besucher der Eintritt gemäß dem Veranstalter zwischen 80 und 90 Kronen wert. Dafür aber bekommt man jede Menge geboten.

Seit 2003 schon gibt es diese Veranstaltung, bei der die große Wiese unweit des Ocean Sound Recording Studios zu einem Festivalgelände unfunktioniert wird. Auf zwei Bühnen abwechselnd wird ab der der Mittagszeit bis in den späten Abend hinein ein musikalisches Feuerwerk vom abgebrannt. Die Konzertagentur Momentium, die auch das genannte Musikstudio betreibt und zahlreiche Konzertaktivitäten in Ålesund veranstaltet (z. B. das Jugendfest oder Ålesund Live), zeichnet sich für das Sommerfest verantwortlich, das ursprünglich als etwas größere Party gedacht war, sich über die Jahre hinweg jedoch zu einem riesigen Fest mauserte. Dabei geht es nicht nur um Musik. Auch für Kleinkinder gibt es eine Reihe von Aktivitäten, die das Sommerfest zu einem Erlebnis für die ganze Familie werden läßt.

Ganz besonders im Jahr 2016, als die Veranstalter unter Anderem die Zwillinge Marcus&Martinus sowie die in Norwegen bekannte Combo «Karpe Diem»nach Giske lotsten und damit einen Besucheransturm von nahezu 35.000 (!) Menschen verursachten. Vor allem wegen Marcus&Martinus pilgerten vorwiegend weibliche Teenager aus dem ganzen Land nach Giske und sorgten für ein Verkehrschaos vom allerfeinsten. Da die Unterseetunnel von Ålesund hinaus nach Giske damals aufgrund Überlastung und fehlender Parkmöglichkeiten geschlossen werden mußten, ist man seither mit der Auswahl der Artisten etwas vorsichtiger.

So waren es am letzten Samstag etwa 12.000 Besucher, die die zahlreichen Bühnenacts bei wolkenfreiem Sommerwetter verfolgten. Insgesamt 13 Bands und Interpreten gaben ihr Stelldichein. Los ging es mit Vennebyen, die in Norwegen wirklich jedes Kind aus der gleichnamigen Kinderserie im TV kennt. Danach kamen schon Vilde og Anna, bekannt aus dem norwegischen Melodie Grand Prix junior. Anschließend wurde es dann mit Horisons Project schon etwas rockiger, was nachfolgend auch Hajk beibehielt. Mit Freddy Kalas hielt der Reggae Einzug und auch Jon Olav sowie Violet Road sorgten für sommerlich-beschwingte Känge. Mit Kristian Torgalsen, Fagernes Yacht Klubb und Daniel Kvammen wurde der Abend eingeläutet. Arif & Unge Ferrari rappten anschliessend das Publikum, bevor Sløtface das kleine Finale spielte. Den Top Act spielte Sondre Justad, ein in Norwegen sehr bekannter Interpret. Bei seinem Auftritt wollte er sich allerdings offensichtlich auch als Artist auszeichnen, was allerdings ordentlich schief ging. Als er auf einer aufrechten Leiter sitzend, plante er wohl eine extra Showeinlage, die dazu führte, dass er die Balance verlor und kopfüber aus etwa 2 Metern Höhe ins Publikum stürzte. Dass er dabei glücklicherweise nur ein paar blaue Flecken davontrug, ließ er sich nicht anmerken und spielte sein Konzert ohne Probleme zu Ende. Die Bilder vom Sturz sorgten landesweit für Aufsehen.

Am Sonntag war auf dem Festivalgelände Aufräumen angesagt. Eines der schönsten Sommerfeste bislang, konstatierte der Veranstalter in der hiesigen Regionalzeitung. Die Leute von Momentium indes haben nicht wirklich Zeit zum Ausruhen. Das Jugendfest läßt nicht mehr lange auf sich warten. Und die Vorbereitungen für das Sommerfest 2019 sind auch bereits im Gange. Denn nach dem Fest ist vor dem Fest.

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