Wintergenuss auf schmalen Brettern – wenn man’s denn kann…

Wohin am Karfreitag? Das war die grosse Frage, die speziell die Kids schon die ganze Woche beschäftigte. Es lief auf einen Skitag im Strandafjell hinaus, denn das Wetter versprach traumhaft zu werden. Allerdings konnte ich selbst daran nicht teilhaben, denn eine noch ziemlich frische Operationswunde verhinderte alpine Skiaktivitäten.

Also setzte ich Sohn und Tochter an der Talstation des Skigebietes ab und probierte mich selbst vorsichtig auf Langlaufskiern. Schon vor unserer Auswanderung hatte ich mir eine Ausrüstung zugelegt, diese aber bislang selten benutzt. Nicht weit vom Skigebiet Strandafjell gibt es ein weiteres Gebiet, die Sunnmørsalpane Skiarena in Fjellsetra. Fährt man an den Skiliften vorbei, kommt man zum See Nysætervatnet, um den herum sich ein ausgedehntes Gebiet mit Ferien- bzw. Wochenendhütten erstreckt. Auf der Suche nach einer halbwegs flachen, aber gut zugänglichen Loipe stand ich plötzlich vor einer verschlossenen Schranke, die offensichtlich den Zugang zu einer weiteren Hüttensiedlung bildete. Da aber unmittelbar vor der Schranke ein kleiner Parkplatz war und die Loipe

gleich jenseits der Sperre begann, hatte ich meinen Startpunkt gefunden.

Das Thermometer zeigte zwar kalte -6 Grad an, allerdings herrschte wie vorhergesagt strahlender Sonnenschein und windstill war es auch, so dass potentiell Sonnebrandgefahr bestand. Da in Norwegen auch der Gründonnerstag ein gesetzlicher Feiertag ist und dadurch Viele die kompltette Karwoche frei hatten, war die Loipe entsprechend gut frequentiert. Schlecht für mich, denn dadurch kamen umso mehr Sportler in den Genuss,

sich an meiner Talentfreiheit zu erfreuen. Es ist mir einfach ein Rätsel, wie man sich auf sicher auf diesen wackeligen Brettern halten kann und es dabei auch noch schafft, sich angeregt mit seinem Sportkameraden über Wetter, die englische Premier League oder die anstehende Hüttenrenovierung zu unterhalten. Doch auch wenn Überholmanöver meist zu meinen Ungunsten erfolgten, kam ich halbwegs ordentlich vorwärts.

Ging es zuerst noch am Nysætervatnet entlang, so schwang sich die Loipe alsbald zwischen einer Ansammlung von Hütten hindurch in die sich in der prallen Sonne die Himmel und Temperaturen über dem Gefrierpunkt Höhe. Es ging vorbei an einigen Schneekunstwerken und fand sich schliesslich unvermittelt in einem weiten Hochtalsind wieder, in dem verschiedene Loipen in alle Himmelsrichtungen abzweigten. Ich befand mich mitten in einer tief verschneiten Traumlandschaft. Ab und zu zogen weitere Sportler an mir vorbei, teilweise sogar mit Säuglingen im Schlepptau, die dick eingepackt in einem eigenen Schlitten hinterher gezogen wurden. Ich fuhr in südwestlicher Richtung weiter, was sich für mein Niveau als genau richtig erwies, denn es ging durch ein weitläufiges Birkenwäldchen hindurchgegen zu einem scharfen, aber kurzen Anstieg, den man anschliessend auf der anderen Seite wieder hinab musste. Kurz darauf erreichte ich dann auch schon das offizielle Ende ersten Loipe. Anstatt den selben Weg wieder zurück zu nehmen, nutzte ich eine andere Route für den Rückweg. Dort ging es zunächst leicht abfallend nach Nordwesten bis zu einem kurzen starken Gefälle, in dessen Mitte man dann scharf nach Osten in eine kleine, schlecht präparierte Loipe abbiegen musste. Von dort aus waren es aber nur noch knapp 600 Meter zurück zum Hauptweg und dann weiter (ohne Ski) zum Ausgangsparkplatz.

Anstrengend war es nicht und für norwegische Verhältnisse war es sicher auch keine Gewalttour. Schön war’s trotzdem und für ein paar tolle Bilder war diese Tour allemal gut. Und eins ist auch klar: Ich war nicht das letzte Mal hier. Dann vielleicht auch mit ewas besserer Langlauftechnik.

Dirk, 02.04.2018




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