Wer ist der schönste Bräutigam?

Genau wie in einigen deutschen Bundesländern, so ist auch im hiesigen Fylke (=Bundesland) Møre og Romsdal eine umfassende Gebietsreform im Gange. Seit 2016 werden die Diskussionen hierüber mitunter sehr hitzig geführt. Bürgerbefragungen wurden durchgeführt, Vor- und Nachteile umfassend gegeneinander abgewogen. Einige Kommunen haben sich auch bereits auf freiwilliger Basis zur Fusion entschieden und erhalten teils völlig neue Namen. So verheiraten sich beispielsweise Norddal und Stordal. Sie werden ab 01.01.2020 unter dem Namen Fjord auf den Landkarten zu finden sein. Andere Kommunen (z. B. Sykkylven, Stranda oder Giske) tun sich dagegen schwer, so dass die Zentralregierung in Oslo bereits mit Zwangshochzeiten drohen musste.

Nach und nach lichtet sich Nebel immer mehr. Erste Konturen der neuen Struktur werden sichtbar und schaffen neue Verwirrung. Kurioserweise sind es oftmals kleine Weiler oder Inselchen, die das meiste Kopfzerbrechen bereiten. Wohin beispielsweise mit den paar Einwohnern des Weilers Liabygda, der zur Gemeinde Stranda gehört, aber auf der «falschen» Seite des Storfjordes liegt? Nach Lage der Dinge werden sie demnächst zur Gemeind Fjord gehören.

Richtig spannend wird aber der künftige Zuschnitt Ålesunds werden. Nachdem zwischenzeitlich sogar erwogen wurde, der neuen Grossgemeinde einen gänzlich neuen Namen zu geben, hat man sich doch dazu durchgerungen, ein solches Vorhaben zu unterlassen, nicht zuletzt auch des Tourismus wegen. Haram, Ørskog, Skodje und Sandøy werden der neuen Ålesund Kommune zugeschlagen und vielleicht ändern ja auch Giske und/oder Sula ihre Meinung und schliessen sich mit Ålesund zusammen. Besondere Beachtung in der regionalen Presse findet indes die Situation der Inselgemeinde Sandøy. Insgesamt 871 Inseln, Holme und Schären umfasst die Gemarkung Sandøy, verteilt auf fast 400 Quadratkilometer. Bewohnt sind nur Harøya, Finnøya, Husøya, Gasøya, Orta, Sandøya und Ona. Ein Bürgerentscheid sollte klären, ob die Inselgemeinde den Zusammenschluss zur Aukra-Kommune oder zu Ålesund suchen soll. Das Resultat war eindeutig zweideutig. Während sich die überwiegende Mehrheit von Harøy und Finnøy, auf der etwa 1.200 der 1.300 Gemeindeeinwohner leben, für eine Fusion mit Ålesund entschieden, möchten die 55 Einwohner Ortas, Sandøyas und Onas mit einer satten 85% Mehrheit zu Aukra wechseln. Das Problem dabei sind allerdings nicht die Einwohner sondern die fast 400 Quadratkilometer Fläche, die zu diesen drei Inseln gehören. Grösstenteils handelt es sich dabei um Wasserflaeche, aber diese sind Teil umfassender Nutzungspläne Ålesunds z. B. für Windenergienutzung. Eine Aufteilung Sandøyas würde von daher die Bildung der neugestalteten Grosskommune Ålesund in Frage stellen.

Dieses Thema wird die Nachrichten und die Lokalpolitik der Region sicherlich in den nächsten Wochen beherrschen.

 

Dirk, 16.02.

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