«Mach nie die Tür auf, laβ keinen rein” – so der Refrain des Songs “Ding Dong” der Ersten Allgemeinen Verunsicherung. So muβ es meiner Arbeitskollegin gegangen sein, als ein paar dunkle Gestalten an der Tür ihrer Hütte in Valldal anklopften.
Aber von vorne: Als meine Arbeitskollegin Ende August zu ihrer Berghütte in Valldal fuhr, hatten Wachleute die Zufahrt zum Hüttengebiet Lingåsen bei Valldal komplett abgeriegelt. Nicht zum ersten Mal, denn direkt gegenüber ihrer Hütte befindet sich eine weitere Hütte. Wobei man sich berechtigterweise fragen kann, ob der Begriff «Hütte» in diesem Falle zutrifft. «Luxusanwesen» trifft es wohl eher. «Bloksberg» wird dieses Anwesen genannt und die Gäste sind entsprechend gut betucht. Oder auch prominent.
In diesem Fall war die Anzahl der Wachposten deutlich erhöht und die Fassade von “Bloksberg” war auch teilweise mit einem Tarnnetz verhüllt, so dass Einblicke von Auβen nicht möglich waren. Und die Gerüchte, wer sich wohl hoch über dem Norddalsfjord einfinden würde, starteten schon einige Tage zuvor. Und am Abend des 28.10. schwebte dann auch ein dunkler Helikopter auf Lingåsen ein.
Zur eingangs beschriebenen Situation kam es dann am darauffolgenden Samstag, als vier schwarz gekleidete Gestalten mit Mundschutz, der hier in Westnorwegen fast von niemanden getragen wird, an die Haustüre meiner Kollegin klopften. «Die sahen ziemlich unheimlich aus», erzählte sie. Zwei der Männer waren bestimmt 2 Meter groβ. Dazu eine hochgewachsene schlanke Frau und ein recht kleiner durchtrainierter Mann, bei dem es sich, als er seine Maske abnahm, um Schauspieler Tom Cruise handelte. Er wolle nur mal schnell «Hallo» sagen und sich entschuldigen für die Umstände, die er verursache sowie den Lärm des Helikopters. 4 Wochen werde er nun in der gegenüberliegenden Luxushütte wohnen. So lange dauern die Dreharbeiten am neuen «Mission Impossible 7»-Streifen, der in Hellesylt und in Åndalsnes produziert wird.
Die beiden anderen Männer waren übrigens vom Wachpersonal, die sich bei der Gelegenheit vergewissern konnten, dass sich in der Hütte keine Paparazzi aufhalten. Bei der Frau handelte es sich um Tom Cruise’ Schwester Cass.
Natuerlich haben auch die lokalen Medien vom superprominenten Gast Wind bekommen und verfolgen die Aktivitäten mit groβer Begeisterung. Dabei wurde auch schnell klar, dass Tom Cruise den gröβten Teil seiner Actionszenen selbst spielt und sich nur selten von Stuntleuten doublen läβt. Die hier in Sunnmøre produzierten Aufnahmen von Mission Impossible 7 entstehen an zwei verschiedenen Orten. Der erste Teil in einem Tal unweit von Hellesylt am Eingang des Geirangerfjordes. Dort liegt auch das Hurtigrutenschiff «Fridtjof Nansen», auf dem ein Teil der insgesamt 400-köpfigen Filmcrew untergebracht ist. Tom Cruise selbst wurde jeden Morgen per Helikopter von Valldal aus eingeflogen.
Besonders spektakulär versprach eine Szene zu werden, die sich auf dem Helsetkopen abspielen sollte. Auf dem Gipfel des 1.246m hohen Berges wurde schon einige Tage vor Ankunft des Stars mit dem Bau einer riesigen Rampe begonnen. Und nachdem sich Tom Cruise aufgrund ungünstiger Windverhältnisse etwas gedulden muβte, kam es dann doch zu den erwartet atemberaubenden Aufnahmen. Mit einem Motorrad raste er höchstpersönlich über die Rampe und sprang katapultierte sich vom Helsetkoppen hinunter. Kurz darauf öffnete er seinen Fallschirm und schwebte unter dem Jubel einiger weniger Einheimischen ins Tal, wo er sicher landete.
Probe einer Schlaegereiszene in Åndalsnes, Quelle: Knut Sveinung Olestad
Die weiteren Aufnahmen finden im Raum Åndalsnes statt, unter anderem auf der Eisenbahnlinie Raumabahn. Mit dem Schiff wurde für die Filmaufnahmen eine riesige Dampflokomotive nach Åndalsnes gebracht. Auch hier kann man davon ausgehen, einzigartige Aufnahmen zu erhalten.
Mission Impossible 7 ist der zweite Streifen dieser Filmreihe, bei denen Dreharbeiten in Norwegen stattfanden, denn für 6. Teil, der unter dem Titel Mission Impossible – Fallout in den Kinos lief, fanden Dreharbeiten auf dem berühmten Preikestolen bei Stavanger statt. Auch diesmal kann man davon ausgehen, dass die norwegische Filmförderung die Produktion finanziell unterstützen wird. Für die “Fallout”-Episode machte die Behörde umgerechnet etwa 5 Millionen Euro locker. Hält man das Einspielergebnis von fast 800 Millionen US-Dollar dagegen, so hat es sich gelohnt.
Mission Impossible7 wird aller Voraussicht nach 2021 in die Kinos kommen. Obwohl im Raumatal und in Hellesylt gedreht wurde, sieht alles danach aus, als ob die Handlung selbst nicht in Norwegen spielt. Aber egal, wo Agent Ethan Hunt auftaucht: Für Action ist gesorgt. Der Anfang jedenfalls ist in Hellesylt und Åndalsnes gemacht.
Einen ganz besonderen Dank an die folgende Fotografen fuer die tollen Fotos bzw den Videoclip an:
– Karsten Helstad Fotografi, Stranda – Leif Johnny Olestad – Knut Sveinung Olestad – E. Mikalsen