Ja, dieser Ausflug stand schon wirklich lange auf unserer Liste. Und genau so lange wurde er immer wieder auf “ein anderes mal” verschoben. Mal war das Wetter zu unsicher, mal passte es zeitlich nicht und manchmal dachten wir bei der Auswahl eines Ausflugsziel schlicht nicht daran. Und dann kam Corona und damit eine völlige Abkehr von unseren ursprünglichen Urlaubspläne.
Das Ersatzprogramm bestand somit aus verschiedenen Tagestouren, die wir je nach Wetterlage von Godøya aus starteten. Unter anderem eben auch der Ausflug zur Insel Ona. Das Tagesziel gehört genau genommen gar nicht zur Sunnmøre-Region. Zumidest geographisch gesehen. Politisch hingegen schon, denn die Sandøy-Kommune, zu der das kleine Eiland Ona gehört, liegt zur einen Hälfte in Sunnmøre, während der andere Teil die Region Romsdal schmückt. Mit der Kommunalreform aber wurde die Sandøy-Kommune mit Ålesund zwangsverheiratet und die Bewohner der Romsdals-Inseln Sandøy, Orta und Ona somit aller Proteste zum Trotz zu Sunnmøringern.
Schon in den Tagen zuvor hatten wir überlegt, welche Route wir idealerweise nehmen. Am elegantesten waere wohl die Hurtigbåt-Variante, denn die M/S Kalvøy fährt die sogenannte Nordøyane-Route mehrmals täglich.
Von Ålesund aus geht es mit den Zwischenstopps Valderøy, (Kalvøy), Hamnsund/Søvik, Lepsøy, Haramsøy und Fjørtoft hinaus zur Endstation Harøy. Wir entschieden uns aber für die Autofähre von Brattvåg via Fjørtoft nach Harøy, da uns diese Variante mehr zeitliche Flexibilität auf dem Rückweg bot. Da wir von Harøya auβerdem mit dem Fahrrad unterwegs sein wollten, konnten wir als Fuβgänger somit gratis mit den Fähren unterwegs sein.
Wir radelten also vom Fähranleger Myklebust aus die knapp 11 Kilometer quer über Harøya. Zwei Alternativrouten stehen hier zur Auswahl, die sich in Sache Wegstrecke oder Höhenprofil nicht unterscheiden. Wir wählten die Route über den Fylkesvei FV210 entlang der Ostseite der Insel. Verkehr gab es dort so gut wie keinen, so daβ wir sehr entspannt Richtung Norden vorankamen. Etwa 20 Minuten brauchten wir bis zum gröβten Ort Harøyas.
In Steinshamn wohnt fast die Hälfte der knapp 1.000 Inselbewohner. Zwei Supermärkte, die Post, eine Bank und vor allem die Firma I. P. Huse, gröβter Arbeitgeber der Insel, sind hier zu finden. I. P. Huse fertigt in Steinshamn riesige Windensysteme für Offshore-Schiffe sowie Teile fuer Wasserkraftturbinen und engagiert sich auch sehr stark im sozialen Bereich.
Wir hielten uns nur kurz in Steinshamn auf und radelten stattdessen weiter zur mächtigen Hafenanlage. Hier startet der etwa 1 ½ Kilometer lange spektakuläre Steindamm nach Finnøy. Hier mal einen ausgewachsenen Sturm zu erleben, wäre sicherlich ein besonderes Schmankerl. Heute aber schien die Sonne, was angesichts unserer Ausgangslage und unserer Ausrüstung ganz bestimmt angenehmer war. Wir erreichten also Finnøya. 134 Einwohner (Stand 2013) haben auf dem 0,6 Quadratkilomter groβen Felsen ihre himmlische Ruhe. Diese allerdings wird gerade im Sommer mehrfach täglich für kurze Zeit unterbrochen. Dann nämlich legt die Fähre nach Ona ab bzw. an. Die “M/F Kvaløy” bietet 146 Passagieren Platz und kann dazu 21 Fahrzeuge befördern. Da kommt es bei schönem Wetter schon mal zu Menschenansammlungen am Fähranleger auf Finnøya.
Wir waren zeitig am Kai und hatten sogar Gelegenheit zu einem schnellen Kaffee am Hotel Finnøy Havstuer direkt gegenüber des Fähranlegers. Mit der 10.30 Uhr Fähre bewältigten wir dann die restlichen etwa 11 Kilometer bis nach Ona, für die die “M/F Kvaløy” inklusive Zwischenstopp auf Sandøya 45 Minuten brauchte.
Schon bei der Einfahrt in den engen Hafen von Ona hatte man das Gefühl, einen geographischen Auβenposten zu erreichen. Zunächst einmal erlebten wir ein riesiges Gewusel am Hafen von Ona. Neben den zahlreichen Passagieren, welche die Fähre verlieβen bzw. am Kai auf selbige warteten, schoben Mitarbeiter des Ona-Havstuer Hotels Handkarren mit Lebensmitteln von Bord. Dazu holten einige der wenigen Einwohner Onas auf die Schnelle ihre Plastiktüten mit den telefonisch bestellten Dingen des täglichen Gebrauchs ab, die vom Supermarkt auf Harøya Montags und Freitags mit der «M/F Kalvøy» nach Ona geliefert werden.
Wir dagegen schoben unsere Fahrräder von Bord und schlenderten erst einmal auf schmalen, grasbewachsenen Pfaden zwischen den bunten Häusern Onas umher. Das war schnell erledigt, denn Ona selbst ist kaum gröβer als vier Fuβballfelder. Den markanten Leuchtturm Ona Fyr bewahrten wir uns für den Schluβ auf. Vorher radelten wir noch über ein winziges Brückelchen zur Nachbarinsel. Husøya gehört mit zur Inselgruppe Ona und wird im Regelfall nicht als eigene Insel erwähnt bzw. wahrgenommen, obwohl sie deutlich gröβer als Ona ist. Insgesamt 15 feste Einwohner leben hier auf der Inselgruppe. Zumindest bis Ende Selpember, denn am 5. Oktober wurde erstmals seit 22 Jahren ein Ona-Baby geboren. Der kleine ist nun der jüngste Inselbewohner. Zweitjüngster ist seine Mutter und drittjüngster sein Vater.
Kaum also hat man die Brücke über den schmalen Sund nach Husøy – die im übrigen bei Ebbe gar nicht nötig wäre – überquert, stellt sich ein unbeschreibliches Entschleunigungsgefühl ein. Und das, obwohl es alles andere als still ist, aber kreischende Möwen das immerwährende Rauschen der Meeresbrandung und der Wind verursachen einen ständigen Geräuschpegel. In Kombination mit der wildromantischen Landschaft und der Weite ist es die pure Entspannung.
Wir radelten hinüber zur markanten kleinen Kapelle und dem alten Friedhof von 1923, der von einer schoenen Natursteinmauer umgeben ist, um einen kurzen Spaziergang einem der zahlreichen Sandstrände zu machen. Anschlieβend ging es hinüber zum Bauernhof Steffågarden. Das Haupthaus aus dem Jahr 1793 beherbergt ein kleines aber sehr sehenswertes Museum, das wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Und dann wartete noch markante Leuchtturm Ona Fyr. Der knapp 15 Meter hohe Stahlturm aus dem Jahr 1867 thront auf einem 40 Meter hohen Fels oberhalb des Hafens. Ein betonierter Weg führt hinauf und bietet ein tolles Panorama. Die kleine Keramikwerkstatt «brun & blå» etwas unterhalb des Leuchtturms fiel uns erst auf dem Rückweg auf und verdiente natürlich unsere Aufmerksamkeit. Bis zur Abfahrt der Fähre hatten wir nun noch etwas Zeit. Eine gute Gelegenheit auf eine Tasse Kaffee. Ein kleiner Laden direkt am Hafen erregte unser Interesse. «To runde pinner og glade kopper» heiβt diese auβergewöhnliche Kombination aus einem Handarbeitsladen und einem Cafe. Und dann fuhr auch schon wieder die “M/F Kalvøy” in den Hafen ein, die uns zurück nach Finnøya brachte.
Praktische Information:
Anreise bis nach Harøya entweder pr. Hurtigbåt ab Ålesund (mehrfach täglich, Preis 170kr/Erw. einfach) oder Autofähre Brattvåg – Harøy (etwa stündl. Abfahrten, für Fuβgänger gratis). Harøya – Finnøya pr. Fahrrad oder Bus, dann Fähre Finnøy – Ona (mehrfach täglich, für Fuβgänger gratis)
Achtung: Letzte Fahrt des Hurtigbåtes zurück nach Ålesund beachten
Antworten
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.