Den vielen Touristen, die Jahr für Jahr hier die norwegische Westküste besuchen, etwas über Land und Leute, über Kultur und Alltag oder über Kurioses und Seltsames zu erzählen ist es, was meine Nebentätigkeit als Tourguide so interessant macht.
Gerne würde ich deutlich mehr Touren leiten, was aber kaum geht. Immer wieder muss ich dem Backoffice bei Terminanfragen aus Zeitgründen absagen. So auch für Pfingstsonntag, als das ehemalige TV-Traumschiff MS Deutschland zu Gast in Ålesund war. Michael, bei Møre og Trøndelag Guideservice für die Einteilung der Guides zuständig, rief mich tags zuvor während eines privaten Ausflugs an und fragte, ob ich einen Stadtrundgang in Ålesund durchführen würde. Ich sagte ab, bekam aber keine halbe Stunde später nochmals einen Anruf von ihm. Um eine Extratour ging es. Nur vier Personen, die von Ålesund nach Geiranger begleitet werden sollten, und zwar per Helikopter. Ich bin mir sicher, dass Michael genau wusste, dass ich dieses Bonbon gar nicht ablehnen konnte.
Zwei Stunden später hatte ich dann Timing und Tourplanung vorliegen, so dass schon Vorfreude auf den Pfingstmontag aufkam. Früh sollte es los gehen und als ich um 09.00 Uhr am Storneskai in Ålesund ankam, hatte die MS Deutschland schon festgemacht. Pünktlich um 9.30 Uhr kamen dann auch die Passagiere, so dass wir uns auf den Weg machen konnten. Der Hubschrauber wartete knapp zwei Kilometer entfernt am Flatholmenkai, nur wenige Taximinuten von der MS Deutschland entfernt. Es war also noch Zeit genug für eine kleine Extrarunde durch die Jugendstilstadt Ålesund.
An der Hellebrua vorbei ging es also hinüber zur Innenstadt. Einige schöne Einsichten in die Fussgängerzone mit ihren hübschen Jugendstilhäusern konnten wir ebenfalls mitnehmen.
Schon bei der Anfahrt zum Startplatz bemerkte eine scheinbar helikoptererfahrene Passagierin, dass das Wellenbild auf dem Meer Turbulenzen befürchten liesse und wie sich wenig später herausstellen sollte, behielt sie mit ihrer Einschätzung leider mehr als Recht.
In einer grossen Staubwolke ging es los. Wir umkurvten den Aksla-Berg, überflogen den Hafen und den Borgundfjord und liessen Ålesund in südöstlicher Richtung hinter uns. Über den Sulafjell ereilten uns dann die ersten, allerdings eher leichten Turbulenzen. Aber schon kurz darauf erreichten wir den Storfjord und der Flug beruhigte sich. Bei Tusvik trafen wir dann wieder auf Land. Linkerhand konnte man deutlich die Sykkylvsbrücke erkennen während wir weiterhin auf südöstlichem Kurs unterwegs waren. Die Berge um uns herum waren teilweise deutlich höher als unsere Flughöhe. Auf der rechten Seite konnte man den Hjørundfjord erkennen. Wir überqueren nun die Sunnmørsalpen. Überraschend viel Schnee aus dem letzten Winter liegt noch auf den Gipfeln, während in den Tälern schon Frühling vorherrscht. Schliesslich kommt die Strasse RV60 ins Blickfeld, welche die Ortschaften Stranda und Hellesylt miteinander verbindet. Nun noch über den
nächsten Bergrücken und der Sunnylfsfjord ist erreicht. Rechts liegt die Bergflanke Åknes. Im Blogeintrag «Der Geirangerfjord – Ein Paradies auf Zeit» wurde die Situation am Åkneset bereits detailliert beschrieben.Von oben sieht man die Bruchstelle im Fels mehr als deutlich und lässt erahnen, welch gewaltige Felsmasse dort abzurutschen droht.
Nun ist es nicht mehr weit bis Geiranger. Nur noch über eine Senke und dann kommt Geiranger in Sicht.
Am Landeplatz wartet bereits ein Grossraumtaxi, mit dem wir nun noch einige Stunden die Gegend um Geiranger besichtigen. Zuerst geht es die Adlerstrasse hinauf zum Aussichtspunkt Adlerkehre. Von hier aus bietet sich eine tolle Aussicht auf Fjord und Gebirge.
Natürlich gehört auch der Aussichtspunkt Flydalsjuvet zwingend zum Besichtigungsprogramm. Und dann natürlich die Auffahrt zum Dalsnibba-Berg. Die Privatstrasse hatte erst wenige Tage zuvor die Wintersperre aufgehoben. Trotz strahlendem Sonnenscheins ist es auf 1.476m Höhe noch beissend kalt. Die Aussicht dagegen ist grandios. Nach einem Becher Automatenkaffee geht es dann wieder hinab in wärmere Höhenlagen.
Zeit für eine Stärkung blieb zum Abschluss auch noch. Eine aussergewöhnliche Tour mit sympathischen Passagieren. Und ein Auftrag an Michael: Helikopterflüge würde ich gerne öfter guiden. Hier noch ein Youtube-Kurzclip vom beschriebenen Flug:
Dirk, 31.05.
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