Die Schiffe von Phoenix Reisen gehören im Sommer zu den regelmässigen Gästen in Ålesund. Wenn auch meist nur sehr kurz, denn Albatros, Artania und Amadea stoppen lediglich 2 Stunden, um Passagiere abzusetzen, die dann per Bus nach Geiranger weiterfahren. Das Schiff bahnt sich unterdessen den langen Weg nach Geiranger durch die Fjorde. Die Teilnehmer der Bustour werden dann in Geiranger wieder an Bord gehen und die Fahrt durch die Fjorde auf dem Rückweg erleben. Je nach Reiseablauf kann die Tour auch umgekehrt erfolgen. Die Phoenix Kreuzfahrtflotte besteht aus etwas kleineren Schiffen, die aber teilweise auch bei Fernsehproduktionen zum Einsatz kommen. So ist die Albatros Kulisse für die ARD-Kreuzfahrtdoku «Verrückt nach Meer».
Der nun beschriebene Landausflug gehört zu meinen absoluten Favoriten, obwohl sie den Teilnehmern sehr gutes Sitzfleisch abverlangt und ich als Guide Gefahr laufe, dass mir die Themen ausgehen. Aber es entsteht auf der fast 10-stündigen Tour ein sehr familiäres Verhältnis zwischen Fahrer/Guide und Tourteilnehmern. Zahlreiche Fotostopps und die fantastische Landschaft machen diesen besonderen Ausflug aus. Ich beschreibe hier nun den Ausflug vom 10.09.2017 mit den sehr netten Passagieren der Artania.
Route: Ålesund – Aussichtsberg Aksla – Sjøholt – Tresfjordbrücke – «Tante Klara’s» Cafeteria – Åndalsnes – Trollveggen – Trollstigen Gjestegård (Mittagspause) – Trollstigen (Pass) – Gudbrandsjuvet – Valldal – Fähre Linge-Eidsdal – Ørnesvingen – Geiranger – Aussichtsberg Dalsnibba – Geiranger
Dauer: Etwa 10 Stunden
Früh aufstehen hiess es also für die insgesamt 83 Teilnehmer, als die Artania pünktlich um 08:00 Uhr an diesem bewölkten Samstag am Ålesunder Kreuzfahrtkai festmachte. Insgesamt 2 Busse warteten bereit auf die Ausflügler, um die insgesamt etwa 250 Kilometer lange Strecke zu absolvieren. Und da die Zollmodalitäten ungewöhnlich schnell abgeschlossen wurden, waren wir bereits um 08:15 Uhr startklar. Die Abfahrt verzögerte sich aber dann doch noch um einige Minuten, denn es wurden beim Einsteigen 2 Tickets mehr abgegeben als dann Passagiere im Bus sassen. Erst beim 3. Zählappell passte plötzlich alles, was während der folgenden Stunden noch für viel Spass und Gelächter sorgte (Stichwort: 2 Sturzgeburten).
Nur gut 10 Minuten nach dem Start gibt es bereits den ersten Fotostop. Der Aksla ist der wohl populärste Aussichtspunkt Ålesunds. Von der auf 189 Meter Höhe gelegenen Aussichtsterrasse bietet sich eine grandiose Aussicht auf die Stadt, die Inselgemeinde Giske und die Sunnmørsalpen. Nach zahlreichen Fotos und einer etwa 15-minütigen Erläuterung hinsichtlich Unterseetunnel, der Historie der Insel Giske und – klar – der Lage der Trolle im Meer vor Ålesund, ging es dann für etwa eine Stunde auf die E136 in nordöstliche Richtung. Kurz nach Sjøholt verlassen wir die Ørskog Kommune und damit genaugenommen auch Sunnmøre. Dank der ziemlich neuen Tresfjordbrücke ist es nun nicht mehr notwendig, den Tresfjord zu umrunden, was eine Zeitersparnis von knapp 20 Minuten bedeutet.
Unmittelbar nach der Brücke gibt es eine kurze, ausserplanmässige Pause an der Cafeteria „Tanta Klara’s“. Diesen kurzen Fotostopp nehmen wir Guides immer mit, denn man hat von hier einen schönen Blick über den Romsdalsfjord hinüber nach Molde. Man blickt ausserdem direkt auf eine Fischaufzuchtstation, was eine gute Gelegenheit ist, diese Anlagen und die damit verbundenen Umweltproblematik zu erläutern. Dann geht es auch schon weiter entlang des Romsdalsfjordes bis nach Åndalsnes.
Der Hauptort der Gemeinde Rauma ist trotz seiner gerade einmal 2.200 Einwohner ein wichtiges Zehtrum hier im inneren Fjordland. Åndalsnes ist Endstation der Raumabahn, die der Region somit eine Bahnverbindung nach Oslo beschert. Ein Umstand, der dieser Stadt im 2. Weltkrieg die totale Zerstörung durch die Deutsche Wehrmacht einbrachte. Gerade wegen des Bahnanschlusses ist Åndalsnes heute ein sehr funktionaler, aber sehr geschäftiger Ort, dessen touristische Highlights allerdings allesamt einige Kilometer ausserhalb des Ortszentrums liegen. Wir halten uns auch nicht gross in Åndalsnes auf. Wir streifen das Ortszentrum lediglich und biegen nach rechts ab, bleiben also somit auf der E136, der wir für weitere etwa 5 Kilometer folgen. Das Ziel ist eine gigantische Steilwand, die Trollveggen. Es ist Europas höchste Steilwand. 1.700m ist sie insgesamt hoch. Davon sind fast 1.000m lotrecht und bis zu 50m überhängend. Bis 1986 war die Trollveggen ein Hotspot für Basejumper, doch es passierten dann doch ein paar Unfälle zuviel, so dass es seither ein Absprungverbot gibt.
Gut 20 Minuten halten wir uns am Besucherzentrum unterhalb der Trollveggen auf bevor es weiter geht. Es ist mittlerweile schon 11:30 Uhr und bei einigen Passagieren meldet sich der Magen. Gut, dass es nur knapp 15 Minuten dauert, bis wir am Trollstigen Gjestegård sind, der unmittelbar vor dem Beginn der Serpentinenstrecke liegt. Hier gibt es ein ausgedehntes Mittagessen. Natürlich kommt Lachs auf den Teller. Auch auf Vor- und Nachspeis verzichten nur die Wenigsten. Wir hatten zwischenzeitlich die E136 verlassen und befanden uns nun auf der deutlich schmaleren Provinzstrasse FV63, die in diesem Abschnitt aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit zu einer der 10 nationalen Touristenstrassen Norwegens auserkoren wurde.
Es folgte sodann auch schon das nächste Highlight. Die Wolkendecke liess mittlerweile hier und dort die Sonne durch, als sich der Trollstigenpass am Ende des Isterdales in voller Pracht präsentierte. Sven, unser Busfahrer, hielt noch an einem Aussuchtspunkt unterhalb des Passes, damit noch ein paar spektakuläre Bilder gemacht werden konnten. Dann ging es steil den Berg hinauf. Vor allem die Nicht-schwindelfreien Teilnehmer wurden plötzlich recht still und liessen sich auch nicht damit beruhigen, dass hier noch nie ein Bus abstürzte. Vor allem die Phoenix-Reiseleiterin hatte einige Lacher auf ihrer Seite, als sie dann doch das eine oder andere Mal den Blick aus dem Fenster wagte. Auf der Stigfossen-Brücke konnte Sven sogar einige Sekunden anhalten, um so ein weiteres schönes Fotomotiv anzubieten. Einige
Haarnadelkurven weiter standen wir dann schliesslich am Besucherzentrum des Trollstigens, das etwa 700m über dem Meeresspiegel liegt. 45 Minuten dauert hier der Aufenthalt, damit die Teilnehmer die beiden Aussichtsplattformen, die hier vor einigen Jahre errichtet wurden, besichtigen konnten.
Nachdem wir uns nur kurz zuvor noch im Fjordland waren, befanden wir uns nun im Hochgebirge. Etwa 30 Kilometer geht es von nun an durch eine zunächst karge Gegend bergab. Zurück in Sunnmøre erkannt man linkerhand die Ausläufer des Reinheimen Nationalparks während rechts neben der Strasse der Valldalselva tost. Weiter unten im Tal, das eines der niederschlagsärmsten Täler in Norwegen ist, zeigen sich gross angelegte Erdbeerfelder. Leider war die Erdbeersaison bereits vorbei, so dass niemand im Bus in den Genuss der landesweit bekannten Valldal-Erdbeeren kam.
Durch das wir im Verlauf der Tour an verschiedenen Stellen etwas Zeit eingespart hatten, konnten wir einen zusätzlichen kurzen Fotostop an den Wasserfällen des Gudbrandsjuvet einlegen. Auch, wenn wir nur knapp 10 Minuten für diesen Halt hatten, so ist es diese Stelle am Valldalselva absolut Wert. Da – wie immer – alle wieder pünktlich am Bus waren, konnten wir die für das Timing wichtige Fähre von Linge nach Eidsdal exakt erreichen. Wir schafften es tatsächlich, trotz des vielen Verkehrs beide Busse auf die Fähre zu rangieren. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Fahrzeuge selbst die kleinen Fähren aufnehmen können.
Es ging nun ein weiteres Mal den Berg hinauf. Auf einer Höhe von etwa 450 Metern erreichten wir ein Hochtal und passierten den malerischen Bergsee Eidsvatnet. Kurz darauf deuteten schon einige Schilder an, dass wir uns nun dem UNESCO Weltkulturerbe Geirangerfjord näherten und nach wenigen Kilometern eröffnete sich dann die überwältigende Aussicht hinunter in den
Geirangerfjord. Bevor es aber den steilen Adlerweg (Ørneveien) hinab ging, stoppten wir an der ersten Haarnadelkurve, der sogenannten Adlerkehre (Ørnesvingen). Hier hat man eine schöne Aussichtsplattform installiert, die tolle Einsichten in der Geirangerfjord erlaubt. Auch die Artania war von hier gut sichtbar.
Nun ging es dann wirklich hinunter nach Geiranger. Dort aber endete die Fahrt (noch) nicht, denn Phoenix hat seit dem Jahr 2017 die Tour um einen Abstecher erweitert. Weit oberhalb Geirangers thront der 1.476m Hohe Berg Dalsnibba, Seit 1948 führt eine mautpflichtige Stichstrasse dort hinauf und beschert den Besuchern an nebelfreien Tagen eine atemberaubende Aussicht auf das Tafjell und den Geirangerfjord.
Vom Dalsnibba ging es dann auf direktem Weg zurück zur Artania und zum Ende dieser erlebnisreichen 10-Stunden-Tour.
Auf diesem Wege nochmals viele Gruesse an die Exkursionsteilnehmer der Artania vom 10.09.2017. Es war eine Freude, mit Euch diese Tour durchgeführt zu haben.
Dirk, 01.10.2017
P. S. Die hier gezeigten Bilder sind teilweise an anderen Tagen aufgenommen worden. Besonderen Dank an Herrn Hendker fuer das Ueberlassen einiger seiner Bilder.
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